Mehr Diversifizierung bei Energieimporten geboten

Mögliche Lieferausfälle etwa bei Erdgas, Rohöl und Kohle aus Russland haben eine Diskussion über die Energieversorgungssicherheit der Bundesrepublik in Gang gesetzt. Einzelne Rufe aus der Politik nach Energieautarkie werden dabei zunehmend lauter. Dabei wird Deutschland wird auch zukünftig auf Energieimporte angewiesen sein. Wir verfügen hierzulande über kein ausreichendes Potential zur Gewinnung der Mengen Erneuerbarer Energien, die wir benötigen, um Industrie, Haushalte, Gebäude, Handel und Dienstleistungen sowie den Verkehr zu versorgen.

 

Einen Anhaltspunkt zur Lösung kann der globale Power-to-X Potenzialatlas des Fraunhofer IEE geben, der aufzeigt, welche Regionen sich besonders für so genannte PtX-Erzeugnisse wie grüner Wasserstoff oder flüssige synthetische Kraft- und Brennstoffe eignen. Ein Blick auf den PtX-Potenzialatlas zeigt, dass - anders als Europa - viele Regionen der Welt für die Gewinnung regenerativen Stroms aus Sonne und Wind zur Erzeugung von Wasserstoff und dessen Derivaten, wie z.B. CO2-neutrale Kraft- und Brennstoffe, besonders geeignet sind. Gleichzeitig würde der Import Erneuerbarer Energien in Form grüner Moleküle das Erreichen der ambitionierten Klimaziele in Deutschland deutlich beschleunigen.

 

Über die Versorgungssicherheit in Deutschland bei flüssigen Kraft- und Brennstoffen in Folge der Russlandkrise müssen sich die Verbraucher derzeit keine Sorgen machen. Die Verfügbarkeit ist mit der strategischen Ölreserve über den Erdölbevorratungsverband (EBV) für mindestens 90 Tage abgesichert.

 

Herkömmliche Flüssigkraft- und -brennstoffe können ohne technische Anpassungen auf Anwendungsseite und über die bestehenden Verteilinfrastrukturen durch klimafreundliche synthetische E-Fuels ersetzt werden. Der Import von CO2-neutralen flüssigen Kraft- und Brennstoffen aus den vielen wind- und sonnenreichen Regionen der Welt trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern er verringert auch die Abhängigkeit von den wenigen Förderländern fossiler Energieträger, was die Energieversorgungssicherheit Deutschlands erhöht. Eine entsprechende Importstrategie ist daher bei der strategischen Neuausrichtung der deutschen und europäischen Energieversorgung dringend geboten. Hier ist die Bundesregierung in der Pflicht.